von Lorenz Glatz sen.
Die Agrarindustrie trägt ganz entscheidend durch Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft zur Belastung und Vergiftung der Böden und des Lebens in und auf ihnen, zum größten Artensterben seit 65 Millionen Jahren, zur bedrohlichen Erhitzung des Erdklimas und zunehmenden Infektionskrankheiten bei Tier und Mensch bei.
Grund dafür ist, dass die Erzeugnisse der Agrarindustrie nicht einfach gesund und bekömmlich sein sollen, sondern sich in erster Linie rentieren, d.h. Profit durch Wirtschasftswachstum, erzielen müssen. Andernfalls würden Banken, Fonds und andere Investoren von Geldvermögen dieses dort nicht anlegen. Das kann auf Kosten von Gesundheit und Umwelt gehen und tut es in der Realität in hohem Ausmaß, denn Profitabilität ist in einer Marktwirtschaft die Grundvoraussetzung der Veranstaltung.
Zugleich sorgt der bestimmende politische Einfluss der Agrarindustrie auf die Agrarpolitik der Staaten und Staatenbünde dafür, dass die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft und die Verteilung staatlicher Förderungen den Bedürfnissen der Agrarindustrie entsprechen. Die Verhandlungen und Ergebnisse der gegenwärtigen „Gemeinsamen Agrarpolitik“ und erst recht deren Umsetzung in Österreich zeigt das deutlich.
Zusätzlich erleichert werden die auftretenden „Kollaterlaschäden“ auch dadurch, dass Verwalter und Eigentümer von Geldvermögen in der Regel kaum von den industriellen Erzeugnissen leben und sich auch die von der Produktion verursachten Umweltschäden wahrscheinlich am längsten vom Leib halten können.
Solidarisches, gemeinsames Landwirtschaften ist ein an die Natur angepasstes, vielfältiges und damit kleinteiliges, auf die Pflege der Biosphäre ausgerichtetes Wirtschaften. Wir sind vor allem anderen darauf bedacht, gesunde Lebensmittel in einer fruchtbaren Umwelt wachsen zu lassen. Erreichen können wir das auf Dauer nur, wenn es gutes Essen in einer lebensfreundlichen Umwelt nicht nur für wenige, sondern für alle gibt. Dafür müssen wir nicht konkurrieren und dem Profit nachlaufen, sondern Kooperation und gemeinsame Versorgung in den Mittelpunkt stellen.
Die um sich greifenden ökologischen, sozialen und Gesundheitskrisen zeigen deutlich, dass es hier um die Ablösung des herrschenden Agrobusiness durch gemeinsame und solidarische Landwirtschaft, ja um eine Neuausrichtung unserer Lebensweise überhaupt geht. Wenn wir das schaffen, lassen sich die gesundheitlichen, ökologischen und sozialen Probleme lösen, andernfalls sind die von der Wirtschafts- und Lebensweise ausgelösten „Natur“-Katastrophen nicht aufzuhalten und sind weitere Pandemien bloß eine Frage der Zeit.