Warning: Attempt to read property "ID" on null in /var/www/html/wp-content/plugins/content-control/inc/functions/rule-callbacks.php on line 448 Bäuerliche Zukunft gemeinsam gestalten – SoLaWi Leben

Bäuerliche Zukunft gemeinsam gestalten

Bericht vom Sommertreffen der Solidarischen Landwirtschaft in Österreich am 20. und 21. August in Hittisau. Von Christoph Schabetsberger, erschienen in Wege für eine Bäuerliche Zukunft Nr. 374, November 2022

Seit mehr als 24 Stunden regnet es in Strömen an diesem Samstagmorgen im Bregenzer Wald. Dennoch finden sich 30 Menschen aus dem ganzen Land ein, um sich mit anderen Pionier*innen der gemeinschaftsgetragenen Erzeugung von Lebensmitteln auszutauschen. Die Zeit scheint reif zu sein für Alternativen zur klassischen Vermarktung: Mehr als 50 Initiativen gibt es bereits, auch der Klimarat empfiehlt die Förderung des innovativen Konzepts. Ziel der regelmäßigen Treffen der schon bestehenden CSAs (Community Supported Agriculture) bzw. Solawis ist, sich gegenseitig zu unterstützen, voneinander zu lernen und neu entstehenden Projekten beim Aufbau unter die Arme zu greifen. Dieser Gemeinschaftsgedanke zieht sich von Anfang bis Ende durch die zwei Tage: Schnell wird spürbar, dass sich die Gemeinschaft innerhalb der einzelnen Initiativen ausdehnt auf die Gemeinschaft der Solawis in Österreich.

Reger Austausch

Im Mittelpunkt steht der Austausch: In offenen Workshops bringen die Teilnehmer*innen Themen ein, dann wird diskutiert. Die Bandbreite reicht von ganz Praktischem wie Work-Life-Balance oder Gemüsequalität bis hin zur Förderung neuer Betriebe und Politik. Es tut gut festzustellen, dass die Herausforderungen und Problemstellungen nicht nur am eigenen Hof existieren, sondern es anderen ganz ähnlich geht. Mindestens ebenso bekräftigend ist jedoch die Reflexion mit jenen Menschen, die es ebenso gewagt haben neue Wege für eine bäuerliche Zukunft einzuschlagen – und dieselben Vorteile erkennen. „Das Risiko wird getragen von einer Gemeinschaft an Leuten“, so Lea Wimmer von der Erdreich SoLaWi Hohenems, „und diese Menschen finanzieren nicht eine Ware, sondern eine Landwirtschaft – also meine Arbeit, unter anderem. Es ist tatsächlich eine neue Form der Ökonomie.“

Ernte teilen, nicht verkaufen

Richard Michael, der sich in der Gemüse CSA Villach engagiert und das Treffen mitorganisiert hat, bringt es auf den Punkt: „Wir lösen uns vom Tauschen – vom Tauschen gegen Geld – und teilen das, was wir gemeinsam produzieren.“ Der Wegfall der üblichen Marktmechanismen schafft einen Freiraum, um die Arbeit mit Freude, Hingabe und Leidenschaft zu tun, Vielfalt auf’s Feld zu bringen und mit neuen Kulturen zu experimentieren. „Am Ende des Tages habe ich als Solawi-Landwirt weniger Stress, weniger Druck und steig finanziell besser aus als im herkömmlichen System“, erzählt ein Teilnehmer aus Vorarlberg. Nach der abendlichen Vorpremiere einer Dokumentation mit dem treffenden Namen Ernte teilen sind sich alle einig: Die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft ist definitiv ein Zukunftsmodell, das für Produzent*innen und Konsument*innen gleichermaßen bereichernd ist.

Sonnige Aussichten

Nach den zwei schönen Tagen in Hittisau – das Wetter schwenkte schließlich doch um – fühlt sich die Verabschiedung an wie bei einem Treffen alter Freunde, die sich ewig kennen. In der Luft liegt eine Mischung aus Optimismus, Tatendrang, Zuversicht und vor allem: Gemeinschaftssinn. Ernteteilerin Gundi Minutillo von der Solako in der Steiermark bemerkt ganz treffend: „Es braucht das Miteinander, es braucht die Vielfalt – im Gemüse wie unter den Menschen.“

Christoph Schabetsberger ist Mitglied von GeLa Ochsenherz sowie der IG Solawi Leben, ein Zusammenschluss für die Entwicklung, Verbreitung und Zusammenarbeit Solidarischer Landwirtschaften in Österreich: https://solawilife.convivial.garden