Worum geht es im Projekt?
Dieses Projekt ist Teil der Bemühungen einer Student*innengruppe des Masters Social Ecological Economics and Policy an der WU, das Bewusstsein für SOLAWI und die Vorteile, die es bietet, nicht nur für Verbraucher, sondern auch für Produzenten zu verbreiten. Das Ergebnis ist eine Zusammenstellung aktueller Geschichten und Ratschläge von verschiedenen Gründern von SOLAWI-Projekten in Wien: Ouvertura (OV) und Leithaland Gemüse (LG). Unten finden sich Einblicke aus Interviews mit Sara Schaupp von OV und Andreas Graf und Michael Konstanzer von LG. Sie teilen Erfahrungen und erzählen über Herausforderungen in unterschiedlichen Bereichen der Solidarischen Landwirtschaft. Klickt auf die obenstehenden Hyperlinks, um mehr über diese SOLAWIs zu erfahren und sich zu engagieren
Was ist SOLAWI?
Solidarische Landwirtschaft (CSA, SOLAWI): Ein System, bei dem der landwirtschaftliche Betrieb von Aktionären innerhalb der Gemeinschaft unterstützt wird, die sowohl die Vorteile als auch die Risiken der Lebensmittelproduktion teilen. Die Mitglieder kaufen vor jeder Vegetationsperiode einen Teil der landwirtschaftlichen Produktion und teilen daher die Risiken und Vorteile der Lebensmittelproduktion mit dem Landwirt. Im Gegenzug erhalten sie während der gesamten Saison regelmäßige Ausschüttungen aus den Gewinnen der Farm. Der Landwirt erhält Betriebskapital vorab, erlangt finanzielle Sicherheit, erzielt bessere Erntepreise und profitiert vom Direktvermarktungsplan.
Solidarische Landwirtschaft ist ein recht vielfältig genutzter Begriff. Es gibt ein breites Spektrum daran, was unter dem Modell genau verstanden wird. Da gibt es eben die sehr solidarisch ökonomisch orientierten Betriebe, so wie wir zum Beispiel einer sind. Es gibt aber auch Betriebe, die zum Teil noch Marktverkauf haben und die Solawi sozusagen auch als ein interessantes gemeinschaftliches Vertriebssystem verstehen. Und bei uns wird Solawi eben so verstanden, dass wir als Betriebe überhaupt nicht am Markt agieren, sondern dass wir eine Community haben, die vom Betrieb versorgt wird. Dafür finanziert die Community die gesamte Produktion am Betrieb. Und was bei uns, glaube ich, noch besonders ist am Konzept: Dass wir entkoppelt haben, was die Mitglieder einzahlen von dem, was sie an Lebensmittel entnehmen. Das heißt es gibt nicht einen Preis pro Einheit, sondern es gibt einen Solidarbeitrag.
– Sara, Ouvertura
Warum einer SOLAWI beitreten? Inspiration und Ideologie
Was hat euch dazu bewogen, eine eigene SOLAWI zu gründen?
Finanzen
Wie ändert sich das Finanzmodell, wenn man von anderen Formen der Agrarwirtschaft zu einer SOLAWI wechselt?
Wie lässt sich der Start finanzieren und wie viele Mitglieder braucht es? Was war teurer, als ursprünglich gedacht?
Hat euch die Situation in der Ukraine in irgendeiner Weise beeinflusst?
Naja, also diese geopolitische Situation hat mit der Nahrungsmittelversorgung insofern etwas zu tun, als dass es hier um einegroßeRegion geht, in der große Mengen von gewissen Gütern produziert werden. Das wirkt zurück auf Weltmarktpreise, an denen sich vieles andere auch orientiert. Wenn wir jetzt Material zukaufen oder auch Baurohstoffe sowieso, dann sind jetzt natürlich unsere Produktionskosten auch in einer gewissen Weise gesteigert. Aber dadurch, dass wir eben mit dem Markt einfach gar nichts zu tun haben und wir auch viele Dinge, wie etwa Saatgut oder Treibstoff, über Kooperationen bekommen, kann uns der Weltmarktpreis oft egal sein.
Sara, OV
Also die Situation in der Ukraine und die Preissituation tangieren uns eigentlich nicht so stark, dadurch das wir zum Beispiel nicht viel Dünger zukaufen, wo ein großer Preisanstieg momentan ist. Die Preise bei uns werden einmal im Jahr festgelegt, und dann bleibt der für die ganze Saison auch gleich. Also wir haben jetzt keine Aktionspreise oder in der Hauptsaison die Paradeiser nur zwei Euro aufs Kilo, sondern wir haben immer unseren Preis, der immer in der mittleren bis oberen Preiskategorie ist und das fahren wir durch.
Michael, LG
Landwirtschaft
Welche Art der Landwirtschaft betreibt ihr? Welche Art von Produkten baut ihr an?
Unsere bewirtschaftete Fläche sind ungefähr 4,3 Hektar, wobei wir hier einen Hektar mit freiem Gemüse machen, den wir ohne Traktor bewirtschaften. Und die anderen Teile machen wir auf einem anderen Acker mit Traktor, wo wir hauptsächlich Lagergemüse haben mit Erdäpfeln, die viel Platz brauchen, die viel Zeit brauchen bis sie zum Ernten kommen, und das ist einfacher mit dem Traktor.
Michael, LG
Netzwerke
Arbeitet ihr mit anderen Produzenten zusammen? Wie funktionieren diese Beziehungen?
Gemeinschaft & Kultur
Wie würdet ihr die Kultur in der bestehenden Community beschreiben? Was habt ihr getan, um die Art der Kultur zu beeinflussen, die sich gebildet hat?
Zugang & Beteiligung
Wie stark sind die Mitglieder in die Landwirtschaft eingebunden? Wie können sie dazu beitragen (selbst wenn sie ungelernt sind)? Wie findet ihr andere interessierte Community-Mitglieder, die an einer SOLAWI teilnehmen wollten? Seid ihr gerade dabei, neue Mitglieder zu finden? Wie zieht ihr die Grenze zwischen der Gewinnung neuer Mitglieder und der Begrenzung der Größe der SOLAWI?
Rechtliches
Welche Rechtsform hat eure Solawi, und wie wirkt sich das aus?
Herausforderungen
Was waren eure größten Herausforderungen?
Für mich war das das Mitwirken bei einer Solawi, bei der ich noch nicht irgendwie im inneren Kern beteiligt war, das Ausprobieren: Schaff ich diese körperliche Arbeit? Ist dieser Arbeitsalltag okay? Wie gehts mir eigentlich damit? Ich hatte vorher die Theorie zu gemeinschaftlichen Betriebsstrukturen und Commons und so, aber es ist immer noch etwas anderes, wenn du in der Praxis damit lebst und arbeitest. Und da war halt eine wunderbare Möglichkeit, ein Praktikum machen zu können, mithelfen zu können auf so einem Betrieb und zu schauen: Wie ist das in der Umsetzung, mit all dem, was nicht nur die theoretischen Herausforderungen sind, sondern auch die Herausforderungen an die Persönlichkeit, an die Gestaltung der Arbeit, aber auch einfach an die Körperkraft. Geht das? Das war, glaube ich, sehr wichtig und deswegen ist es für uns im Betrieb auch wichtig, dass wir die Möglichkeit anbieten, dass Leute uns interviewen, dass Leute auf Praktikum kommen, dass Leute Arbeiten schreiben hier. Weil wir eben auch glauben, dass es dazu beiträgt, dass es mehr solche Betriebe gibt.
Sara, OV
Michael: Wie werde ich das Gemüse los? Finde ich überhaupt so viele Leute, die das machen wollen? Wird das überhaupt funktionieren? Schaffen wir es, auf so einer Fläche genug Gemüse anzubauen, dass wir davon leben und auch genügend Menschen damit versorgen können?
Andreas: Nun, Herausforderungen. Das waren eher Dinge, die uns beschäftigten. Aber im Allgemeinen hat es einfach funktioniert.
Michael: Es hat relativ schnell funktioniert. In der ersten Staffel war ich alleine, jede Staffel kam ein weiterer Vollzeitmitarbeiter dazu. Und so sind wir langsam gewachsen.
Andreas: Das Wichtigste daran, so etwas anzufangen, ist meiner Meinung nach, dass man es einfach versucht. Also einfach anfangen. Machen Sie sich einen guten Plan, was Sie tun möchten, und ziehen Sie ihn dann durch.
Michael: Einer strukturierten Route folgen. Sie wachsen nicht zu schnell, so dass Sie vielleicht auf einem falschen Weg landen, zu viel Kapital aufgenommen haben oder zu viel Druck auf der finanziellen Seite haben. Wachsen Sie stattdessen einfach langsam und organisch, und dann wird es von selbst mehr.
Andreas und Michael, LG