Fünf Jahre Solawi ACKERSCHÖN

Ackerbild mit Tunnel

Dienstag, 17. Mai 2022

„Das Annehmen von Hilfe kann vieles ermöglichen!“

Im Jahr 2017 sammelten Gundel Libardi und Peter Laßnig im Crowdfunding für Gemeinwohl Geld für ihre Solidarische Landwirtschaft Ackerschön. Ein Tunnel als geschützter Anbaubereich für Wintergemüse und Saatgutvermehrung wurden finanziert und errichtet – Carolin Nemeth-Wallitzky wollte wissen, wie es Ackerschön heute geht.

Wie verliefen die letzten fünf Jahre seit eurer Crowdfunding-Kampagne? Was gibt es Neues zu erzählen?

Unser Wunsch war der nach einer langsamen aber stabilen Entwicklung des Projektes. Die hat es in den letzten fünf Jahren gegeben. Zu unserer Vision gehörte das Bild, eine Hofstelle für den Betrieb zu schaffen und andererseits unser Wissen an junge Leute weiterzugeben. Beides ist glücklicherweise eingetreten! Wir haben in der Zwischenzeit einen kleinen, seit dreißig Jahren leerstehenden alten Hof erworben, der uns ganz neue Möglichkeiten bietet, uns vor Ort zu verwurzeln. Zwei Lehrlinge haben ihre Ausbildung bei uns abgeschlossen, ein dritter Lehrling hat im vergangenen Herbst neu begonnen.

Hofstelle

Wer konsumiert euer Gemüse? Gibt es noch Ernteanteile für Interessierte zu vergeben?

Unser Gemüse wird zu knapp einem Drittel von Menschen in Hasendorf und in der Region genutzt, den deutlich größeren Anteil verteilen wir aber in Wien an unserer Verteilstelle im 9. Bezirk am Servitenplatz, wöchentlich jeden Freitag Nachmittag. Derzeit verteilen wir etwa 90 Ernteanteile, es sind auch noch einige Plätze zu vergeben. Unsere Wunschvorstellung ist jedoch, die Anzahl der Ernteanteile nicht über 100 wachsen zu lassen, um ein möglichst persönlichen Verhältnis zu unseren Ernteteiler*innen pflegen zu können.

Wie können wir uns eure Arbeit an und mit sortenfreiem Saatgut vorstellen? Warum ist das wichtig?

In einem Umfeld wie unserem spielt es keine Rolle, dass Gemüse möglichst normiert daherkommt, das ist in anderen Vermarktungszusammenhängen von Bedeutung. Brokkoliköpfe, Kohl oder auch Salate, Paprika etc. dürfen verschieden groß sein und unterschiedlich aussehen. Das ist uns sogar lieb, weil es auch besser der Bedürfnisvielfalt unserer Ernteteiler*innen entspricht. Es bietet die Möglichkeit mit betriebseigenen „Sorten“ zu arbeiten, die nach bestehendem Sortenrecht gar nicht gehandelt werden könnten. Weil, um in die europäische Sortenliste aufgenommen zu werden, ist eine Sorten-Einheitlichkeit gefordert. Das erst macht eine Sorte handelbar. Wir arbeiten bei vielen Gemüsearten bis hin zu Erdbeeren (die wir z.T. auch über Samen weitervermehren) mit vielfältigen Populationen, die sich auch verändern und an unsere Gegebenheiten anpassen dürfen. So ist historisch gesehen Vielfalt entstanden und so kann das auch weiterhin passieren.

Welches Gemüse ist euer „Geheimtipp“ – weniger bekannt und gut im Geschmack?

Derzeit freuen wir uns auf die neue Ernte des Spargelsalates, eines Salatgemüses mit einem dicken fleischigen Strunk, mit kohlrabiartiger Konsistenz aber gänzlich anderem, sehr feinen Geschmack. Lecker z.B. als Wok-Gemüse. Die ursprünglich aus Mittelitalien stammende Puntarelle, auch Spargelzichorie genannt wäre auch ein solcher Tipp, allerdingst gibt es die erst im Spätherbst.

Spargelsalat

Welche Möglichkeiten haben sich durch das Crowdfunding ergeben?

Für uns war das eine feine Unterstützung in der Situation des Neustarts und hat uns einige sehr nachhaltige und unterstützende Kontakte gebracht! Wir hatten dabei glücklicherweise Hilfe von Ernteteiler*innen, das hat uns die Abwicklung sehr erleichtert. Vielleicht hätten wir von uns aus die Initiative gar nicht aufgebracht weil wir so sehr mit konkreten Betriebsthemen beschäftigt waren.

Ihr hattet eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bei Crowdfunding für Gemeinwohl. Welche Tipps möchtest du anderen geben, die so eine Kampagne für ihr eigenes Projekt in Betracht ziehen?

Es ist immer hilfreich, möglichst klare Zielvorstellungen zu entwickeln. Und dann ist die Herausforderung, diese Ideen auch gut zu kommunizieren. Das Annehmen von Hilfe kann dann vieles ermöglichen, was ansonsten die eigenen Ressourcen übersteigt.

Danke!

Alle aktuellen Crowdfunding-Projekte sind auf www.gemeinwohlprojekte.at zu finden.

Kontakt

Wir sind gerne für dich da! Ob per Kontaktformular oder direkt am Telefon unter +43 670 20 11 916.

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